Course No.: 848488 & 848426
Teaching: Karolin Schmidbaur, Markus Malin, Christoph Opperer, Frank Ludin
Präsentation <– click here
Thema
In diesem Semester nehmen wir einen gegebenen Wettbewerb zum Anlass, um uns mit der konkreten entwerferischen Praxis, aber auch den inhaltlichen und gestalterischen Potentialen der Addition und Subtraktion von Masse(n) als raum- und formbildende Methode zu beschäftigen. Dabei bewegen wir uns einerseits innerhalb der proto-typischen architektonischen Themen wie figure-ground/mass-void, andererseits sind es aber auch vor allem die strukturellen*, formalen und insbesondere räumlichen Qualitäten, die uns interessieren und die sich durch Zwischenräume, Durchlässigkeiten und unterschiedliche (räumliche) Dichten der dualistischen Dynamik zwischen Leichtigkeit und Masse/Massigkeit annähern. Dabei geht es uns nicht um die Erfüllung einer konkreten funktionalen, programmatischen und/oder formalen Vorgabe, die sich inhaltlich in normierten Anforderungen erschöpft. Vielmehr geht es um die Entwicklung (raum)konzeptioneller Ideen im zeitgenössischen architektonischen Kontext und in weiterer Folge darum, wie sich diese Konzepte im Hinblick auf eine (konkrete) Entwurfsaufgabe übersetzen, anwenden und materialisieren lassen.
*Struktur im Sinne unterschiedlicher Ordnungs- und Organisationssysteme eines Gefüges, das aus zueinander in Beziehung stehenden Teilen besteht.
Die konkrete Auseinandersetzung mit diesem Thema ist angelehnt an einen derzeit laufenden Wettbewerb zu einem neuen Besucherzentrum für das Schloss Belvedere in Wien. Teile dieser Ausschreibung werden von uns übernommen, wesentliche Inhalte und Anforderungen allerdings neu formuliert. Das Bebauungsgebiet wird großzügig bis zum botanischen Garten erweitert, an den es gestalterisch anknüpfen soll, um in diesem Spannungsfeld zwischen Kunst und Natur Platz für ein Artist in Residenz Zentrum für zeitgenössische Kunst zu bieten. Im direkten Kontext des Belvedere angesiedelt, sollen/müssen wesentliche Bereiche der neuen Gebäudestruktur (ca. 50-60% des Raumprogramms) unterirdisch untergebracht werden. Die übrigen 50-40% stehen in einem direkten, visuellen Verhältnis dem historischen Bestand des barocken Belvedere selbstbewussten gegenüber. Im Wechselspiel unterschiedlicher Dualismen wie unterirdisch/oberirdisch, historisch/zeitgenössisch, opulent/reduziert, Kultur/Natur, etc. soll eine Gebäudestruktur entwickelt werden, die architektonisch-gestalterisch, aber auch inhaltlich-konzeptionell in der Lage ist, eine “Klammer” zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu bilden und das Belvedere stärker mit anderen Nutzungen und der Umgebung zu verknüpfen.
Ziel
Das Ziel des Semesters ist der Entwurf eines Artist in Residenz Zentrums in der Größe von ca. 2.500 m², entsprechend eines grob definierten und vorgegebenen Raumprogramms, das gegebenenfalls individuell verändert/angepasst werden kann.
Das Raumprogramm umfasst folgende Bereiche: 15 Klein(st)wohnungen, notwendige Gemeinschaftsflächen, Lehr- und Vortragsräume, Ausstellungsflächen/Ausstellungsräume, Arbeitsbereiche, Werkstätten und notwendige Neben- und Technikräume. Der Schwerpunkt des Entwerfens liegt in der Gestaltung einer Gebäudestruktur, die in der Lage ist, das geforderte Raumprogramm aufzunehmen und als offene, räumlich differenzierte “Raumstruktur” zu übersetzen. Das heißt, Architektur sollte nicht ausschließlich auf einen “Gebäudebegriff” reduziert werden. Ebenso wenig sollte sie jedoch als ein rein hypothetisches Konstrukt begriffen werden, das sich den grundsätzlichen Anforderungen und Beurteilungen eines “Gebäudes” entzieht.
Methode
Wir arbeiten iterativ und multimedial. Wir arbeiten einzeln und in Teams. Einzelne Übungen und Experimente bedienen sich unterschiedlicher analoger und digitaler Arbeitsumgebungen, um die gesuchten räumlichen und formalen Qualitäten des zu entwerfenden Projektes zu erkunden. Dies sind analoge und digitale Modelle, Texte, virtuelle Umgebungen, Daten-Simulationen, soziale Medien, Photographie, Video, Skizzen, Zeichnungen u.a. Darstellungen. Eventuelle “Unschärfen” und “Fehler” in der Übersetzung der unterschiedlichen Medien werden als Bereicherung und Methode genutzt, um ein Formen- und Raumrepertoire abseits gängiger, persönlicher Vorstellungen und Routine zu generieren. Die Synergieeffekte, die im Wechselspiel zwischen analogem und digitalem Arbeiten entstehen, bilden gemeinsam mit dem kontinuierlichen Erstellen unterschiedlicher Entwurfsvarianten die methodische Basis des Entwerfens.
Im Vordergrund der Entwurfsmethodik steht das konsequente, intensive und iterative Erarbeiten und Präzisieren verschiedener Entwurfsvarianten mittels oben genannter Methoden. In der frühen Entwurfsphase geht es dabei um ein zwangloses freies Experimentieren und interpretatives Arbeiten, um möglichst unterschiedliche Zugänge zu ermöglichen. Die anfangs möglicherweise unzusammenhängend erscheinenden Arbeitsfragmente untersuchen Teilaspekte der zukünftigen Raumgebilde und werden schlussendlich in eine kohärente Architektur übersetzt und zusammengeführt, in der Erwartung, dass diese ihrerseits vielschichtig und differenziert und dadurch offen für unterschiedliche Lesarten sein wird.
Organisation
Das Studio wird als Vertikales Studio organisiert. Das heißt, Bachelor und Master Gruppen arbeiten am selben Thema und können/sollen sich austauschen, um das gegenseitige Lernen zu intensivieren.
Die Arbeiten erfolgen zu Semesterbeginn individuell, werden aber später voraussichtlich in 2-er Gruppen gemeinsam fortgesetzt und weiterentwickelt. Dies soll zu einem intensiven Austausch zwischen den einzelnen Teilnehmer:innen untereinander, als auch innerhalb der Entwurfsbetreuung führen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht so sehr auf individuellem Feedback zu einzelnen Arbeiten, sondern auf der Diskussion des Themas an sich und der Bandbreite von Lösungen und Themen, die allen Arbeiten gemeinsam sind (Modellbau, Darstellung, …). Der Methode des Studios gemäß, wird Teamarbeit als eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Dialog/Wechselwirkung gesehen. Teams werden anhand sich komplementierender Charakteristika zusammengesetzt; eine verstärkende Wirkung wird erwartet.
Wöchentliche Studios (voraussichtlich Donnerstag, 10:30 Uhr) – physische Treffen, Zoom nur in Ausnahmefällen. Die Studios werden als Ateliertage abgehalten, d.h. alle Teilnehmer:innen sind während der gesamten Studiodauer anwesend, arbeiten an ihren Projekten und tauschen sich mit den Lehrenden und untereinander aus. Bitte immer Zeichen-, Modellbaumaterial, Laptop und die für die Konzeptentwicklung wesentlichen Unterlagen aus den vorangegangenen Studios mitbringen.
Das Studio trifft sich jeden Donnerstag. Individuelle Korrekturzeiten – physisch oder virtuell – werden zu Beginn des Semesters bekannt gegeben und wöchentlich aktualisiert.
Erstes Treffen und Präsentation von Step 1:
Donnerstag, 7. März 2024 um 10:30 Uhr am Hochbau Institut.